Im Zusammenhang mit der Ausstellung „Juden in Mainz“ (1978 / 79) im Mainzer Rathaus machte der damalige Ortsvorsteher von Mainz-Weisenau, Max Brückner, die Öffentlichkeit nachdrücklich auf die Existenz der barocken Landsynagoge in seinem Stadtteil aufmerksam.
Grundstück und Bauwerk befanden sich damals noch in privater Hand. Auf Grund seiner Initiative konnte „die Rettung dieses für die Geschichte der rheinhessischen und Mainzer Juden so wichtigen Bauwerks eingeleitet werden“. (D. Krienke) Der Kulturdezernent der Stadt, Dr. Anton Maria Keim, sah die Zukunft der einzigen im damaligen Stadtbereich erhaltenen Synagoge als die einer Gedenkstätte.
Nachdem in der Folge die Eigentumsverhältnisse geklärt werden konnten und der Bau unter Denkmalschutz gestellt worden war, sorgte die Stadt ab 1988 für die wichtigsten Sicherungsmaßnahmen, um das Fortschreiten des Verfalls zu verhindern. In seinen Sitzungen begleitete der Ortsbeirat Mainz-Weisenau regelmäßig das Restaurierungsprojekt.
Angesichts der sich zeigenden städtischen Finanzierungsprobleme ergriff Barbara Prinsen-Eggert (1938 – 2006), StD am Frauenlob-Gymnasium, - ideell unterstützt von Ruth Eis-Levi (1920 Mainz – 2012 Oakland, USA), der einst aus Mainz vertriebenen Tochter des letzten Mainzer Vorkriegsrabbiners Dr. Sali Levi und ehemaligen Schülerin der Höheren Mädchenschule, - die Initiative zur Gründung eines Fördervereins. In engem Kontakt mit Max Brückner, der das Bürgerhaus Mainz-Weisenau zu diesem Zweck zur Verfügung stellte, fand dort am 9. Mai 1992 eine Versammlung interessierter BürgerInnen statt, die den Beschluss zur Gründung eines „Fördervereins Synagoge Mainz-Weisenau“ herbeiführte und einen Gründungsvorstand benannte. Zu den Unterzeichnern des Gründungsprotokolls gehörten neben Max Brückner unter anderen die Architektin Karin Brügmann-Weise und der Direktor des Stadtarchivs, Friedrich Schütz.
Vollendet wurde das begonnene Werk am 21. Mai 1993 im Casino der Heidelberger Zement AG. Vermittler bei der Wahl des Ortes war erneut der Weisenauer Ortsvorsteher. Zweck der Zusammenkunft war die Errichtung der Satzung des Fördervereins und die Wahl eines Vorstandes. Gewählt wurden Dr. Heinrich Schreiner als Vorsitzender und Barbara Prinsen-Eggert als Stellvertreterin. Letztere hatte dem ehemaligen Staatssekretär und Präsidenten der Landeszentralbank das neue Tätigkeitsfeld angetragen.
Dieser Schritt erwies sich als besonderer Glücksfall. Heinrich Schreiner verstand es, mit Leidenschaft und Verhandlungsgeschick das von der Stadt Mainz begonnenen Restaurierungswerk seiner Vollendung zuzuführen. Er gewann die Architektin Brügmann-Weise auch für die Leitung des Projekts der eigentlichen Restaurierung, und der aus Mainz gebürtige Rabbiner Prof. Dr. Leo Trepp (1913 – 2006 San Francisco, USA) wurde zum unersetzlichen Ratgeber und Begleiter des ganzen Vorhabens. Dieser war es denn auch, der das im November 1938 geschändete G´tteshaus am 27. Mai 1996 wieder einweihte. Heinrich Schreiners Einsatz machte in der Folge auch die Ausgrabung der beiden Mikwen möglich.
Für seine Verdienste um die Synagoge Weisenau wurde Heinrich Schreiner 2002 auf Vorschlag von Rabbiner Leo Trepp und zweier Nachfahren einer anderen aus Mainz vertriebenen jüdischen Familie der Preis für deutsch-jüdische Geschichte der amerikanischen Obermayer-Stiftung verliehen.
Nach dem frühen Tod von Barbara Prinsen-Eggert wurde auf Wunsch Heinrich Schreiners die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Mainz, Stella Schindler-Siegreich, 2007 zunächst als Stellvertreterin in den Vorstand des Fördervereins gewählt und im selben Jahr dann an Heinrich Schreiners Stelle zur Vorsitzenden.
Der Förderverein trägt seit seinen Anfängen dafür Sorge, dass die Synagoge Weisenau ihre (heutige) Aufgabe als G´tteshaus, Gedenkstätte und Begegnungsstätte erfüllen kann. Er dient den letztgenannten Zwecken durch die Vermittlung von Wissen über jüdische Kultur und Geschichte – durch Lesungen, Vorträge und Konzerte, ebenso wie durch Führungen. Die drei jährlichen Kammerkonzerte verdanken sich der von seinem ersten Vorsitzenden eingeleiteten Zusammenarbeit mit dem Förderverein des Orchesters im Staatstheater Mainz e. V. Der Obhut des Fördervereins sind auch anvertraut die 1989 gemachten Funde aus der Geniza auf dem Dachboden der Synagoge.
Text: Reinhard Frenzel (Juni 2015)
Verwendete Literatur:
Juden in Mainz – Rückblick auf eine stadthistorische Ausstellung im Mainzer Rathaus-Foyer,
November 1978, Okt. / Nov. 1979. Bearb. von Friedrich Schütz. Mainz 1979.
Dieter Krienke, Weisenau – Synagoge und Mikwen. „Wiederentdeckung“ und Rettung der Weisenauer Synagoge, in: Hedwig Brüchert (Hrsg.), Die Mainzer Synagogen, Sonderheft der Mainzer Geschichtsblätter, Mainz 2008, S. 119 – 136.
R. Frenzel; In memoriam Dr. Heinrich Schreiner (1927 Mainz – 2009 Mainz), in MAGENZA – Zeitung der Jüdischen Gemeinde Mainz, 2009, Nr. 2 (43).
Protokoll der Gründungsversammlung des „Fördervereins Synagoge Mainz-Weisenau“, 9. Mai 1992.
Protokolle von öffentl. Sitzungen des Ortsbeirates Mainz-Weisenau (1989 –1991).